Energieversorgung am seidenen Faden? – 12.5.2014

Energieversorgung am seidenen Faden: Importe könnten drastisch reduziert werden!

Einhellige Meinung bei Vortrags- und Diskussionsveranstaltung des Club Niederösterreich mit Univ.-Prof. Dr. Reinhard Haas von der TU Wien und dem „energieautarken Bauern“ Wolfgang Löser: Rasches und aktives Handeln ist unabdinglich!

Knapp 100 Interessierte wohnten am 12. Mai auf Einladung des Club Niederösterreich einer Veranstaltung unter dem Titel „Energieversorgung am seidenen Faden?“ in der Raiffeisenbank Stockerau bei und ließen sich nicht nur von zwei fachlich äußerst versierten Referenten aus theoretischer und praktischer Perspektive über die Energiewende informieren, sondern führten auch eine sehr intensive Diskussion – eine Diskussion, die angesichts der aktuellen politischen Ereignisse in unserem Gaslieferland Nr. 1 Russland und den damit verbundenen Sorgen auch sehr emotional geführt wurde.

„Die nationale wie auch die internationale Energiewirtschaft weist einige gravierende Probleme auf, die in absehbarer Zeit zum Kollaps führen, wenn nicht endlich wirksame Gegenmaßnahmen getroffen werden“, brachte es Reinhard Haas, Professor an der TU Wien und Leiter mehrere Studien zu den Themen Energieeffizienz und erneuerbare Energien, unmissverständlich auf den Punkt. Als Beispiele nannte er unter anderem den deutlichen Rückgang an verfügbaren fossilen Ressourcen sowie die Konzentration der Lagerstätten auf einige wenige – im wahrsten Sinne des Wortes – globale Brennpunkte und die ungleiche globale Energieverteilung, dass nämlich 30 Prozent der Weltbevölkerung 70 Prozent der Energie verbrauchen. Es handle sich dabei um Probleme, die man auch in Österreich angesichts der Tatsache, dass unsere Importe sowohl bei fossilen Brennstoffen als auch bei Strom nach wie vor im Steigen sind, nicht ignorieren könne

Generell sei es eine enorme Herausforderung, das enorme Anwachsen des Energieverbrauches endlich in den Griff zu bekommen. „Was nützt es beispielsweise, wenn die Motoren von PKWs zwar effizienter und Sprit sparender werden, wenn die Autos, die wir fahren, parallel dazu aber immer größer und schwerer werden?“, brachte es Haas auf den Punkt. Und kam zu der Schlussfolgerung, dass Energie schlicht und einfach zu billig sei. Er empfahl daher abschließend einige konsequente Maßnahmen wie deutlich höhere Steuern auf Energie, ein Ende des Emissionshandels, das Verbieten von ineffizienten Geräten in Haushalt und Gewerbe und freilich einen noch viel ambitionierteren Ausbau der erneuerbaren Energieproduktion. „Unser gesamtes Denken muss nachhaltiger und eigenständiger werden, denn nicht nur unsere Energieversorgung hängt am seidenen Faden, sondern mit ihr auch unser Wirtschaftssystem“, ließ Haas schließlich keinen Zweifel offen und er ergänzte abschließend: „Positiv ist, dass es bereits viele dezentrale Initiativen gibt, die

den Weg der Energiewende sinnlich erfahr- und begreifbar machen und auf diese Weise große Vorbildwirkung genießen.

Eine dieser dezentralen Initiativen ist der energieautarke Bauernhof von Wolfgang Löser in Streitdorf im Bezirk Korneuburg, der den TeilnehmerInnen der Veranstaltung auf eindrucksvolle Weise erzählte, wie er es im Laufe von rund zwanzig Jahren geschafft hat, sich in puncto Energieversorgung nicht nur völlig unabhängig zu machen, und zwar bei Wärme, Strom und Treibstoffen, sondern sogar deutliche Energieüberschüsse zu produzieren. Dabei kam Löser zu einer sehr eindringlichen Botschaft: „Man muss aufhören, sich dauernd zu fragen, ab wann sich was auf welche Weise rechnet. Man muss es einfach tun. Meine Erfahrung hat deutlich gezeigt: Alles rechnet sich über kurz oder lang.“ Das gelte für Einzelinitiativen genauso wie für das erforderliche Handeln von Politik und Wirtschaft. Und er brachte es am Beispiel Dubai auf den Punkt: „Ein Stück Wüste, das innerhalb weniger Jahrzehnte zu einem großen schillernden Märchenland umgewandelt wurde, und zwar von uns. Schauen Sie, was wir tolles geschaffen haben – leider in Dubai und nicht bei uns.“ Wenn schon der Klimaschutz kein ausreichendes Argument für ein Umdenken sei, so müsse doch wenigstens die Tatsache schwer wiegen, dass wir Jahr für Jahr Milliarden Euro verlieren, wenn wir Energie importieren, anstatt sie in Österreich selbst aus Biomasse, Wind, Wasser und Sonne zu produzieren.

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