Die Zerbrechlichkeit der Welt. Kollaps oder Wende? am 17. 10. 2021, Oberschoderlee

Club Niederösterreich bittet Kunst und Wissenschaft zu Stelldichein

Hochkarätiger Vortrag von Komplexitätsforscher Stefan Thurner über „Die Zerbrechlichkeit der Welt“ auf Einladung des Club Niederösterreich im Offenen Atelier von Birgit und Peter Kainz im Weinviertler Dorf Oberschoderlee, Bezirk Mistelbach, am vergangenen Wochenende.

„Es sind seit jeher die Künstlerinnen und Künstler, die mit ihren Werken einen Finger auf die offenen Wunden unserer Gesellschaften legen. Und es ist seit jeher die Wissenschaft, die Fakten liefert und darauf aufbauend Heilmittel für diese Wunden zu finden versucht. Es ist daher mehr als folgerichtig, einen Austausch von genau diesen beiden Metiers zu fordern und zu fördern“, zeigte sich die Geschäftsführerin des Club Niederösterreich, Theres Friewald-Hofbauer, anlässlich einer Vortrags- und Diskussionsveranstal­tung über „Die Zerbrechlichkeit der Welt“ am vergangenen Sonntag überzeugt.

Auf Einladung des Club Niederösterreich hielt der renommierte Komplexitätsforscher Stefan Thurner im Atelier des Künstlerpaares Birgit und Peter Kainz einen Vortrag, in dem er sich mit den aus seiner Sicht größten Herausforderungen unserer Zeit auseinandersetzte, dem Klimawandel und dem möglichen Zerfall unserer zivilisatorischen Gesellschaft.

„Die Welt besteht aus miteinander verwobenen, aufeinander einwirkenden und sich ständig verändernden komplexen Systemen wie dem Finanzsystem, dem Ökosystem oder der Zivilgesellschaft. Alle diese funktionieren eine Zeitlang reibungslos, haben aber auch so genannte Kipp-Punkte. Werden diese Punkte überschritten, kollabieren die Systeme“, fasste es Thurner zusammen. Es brauche daher immer wieder Adjustierungen an den „Stellschrauben“ der Systeme, um ein Kippen zu verhindern – und die größte Chance, die richtigen Stellschrauben im richtigen Maß verändern zu können, liege darin, die Unmenge an Daten, die tagtäglich allerorts und in allen möglichen Zusammenhängen gesammelt werden, als Basis für wissenschaftliche Analysen herzunehmen und Lösungsszenarien zu entwickeln. Es bestehe durchaus Hoffnung, die Klimakrise noch rechtzeitig in den Griff zu bekommen und die Menschheit zu retten, aller­dings bedürfte es dazu eines entschlossenen politischen und gesellschaftlichen Willens, so lautete eine von Thurners zentralen Botschaften.

Birgit und Peter Kainz, die in ihrem Atelier als Gastgeberin und Gastgeber fungierten, setzen sich in ihrem künstlerischen Schaffen ebenfalls seit vielen Jahren intensiv damit auseinander, was das Menschsein ausmacht, was es beeinträchtigt und wie wir als Gesellschaft funktionieren oder eben nicht funktionieren. Und sie formulierten eine ebenso einfache wie immer wieder schwierig umzusetzende Botschaft: „Humanität ist das Zauberwort. Ohne sie sind alle unsere zivilisatorischen Errungenschaften nutz- und wertlos.“ Bei einem Imbiss ließen die Besucherinnen und Besucher den anregenden Nachmittag, der gleichermaßen Nahrung für Verstand und Gefühl geboten hatte und von der Raiffeisen-Holding NÖ-Wien unterstützt wurde, ausklingen.

Einladung

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